Otto Stockmayer aus "Die Gnade ist erschienen"

Unsere Heimat ist im Himmel

 

Da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christus lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig geworden) und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesus.

Epheser 2,5.6

 

Unsere Heimat, der Boden, in dem wir wurzeln, ist also nicht mehr die Erde, sondern der Himmel. Die obere Welt, da, wo Christus ist, sitzend zur Rechten des Vaters, dort ist unser Magnet. Wenn wir durch das Blut Erlöste sind, müssen wir vom Magnetismus der Erde gelöst sein. Wer einen revidierten griechischen Text des Neuen Testaments hat, der weiß, dass in dem "Triumphlied" (Offb. 1,5) zu lesen ist: Der uns geliebt hat und von unseren Sünden "gelöst in seinem Blut".

 

Wer wirklich gewaschen ist, ist auch gelöst von seinen Sünden, gelöst vom irdischen Sinn. Wir haben es auszuweisen in unserem Leben, dass das Blut Jesu uns löst von der Scholle und versetzt in das himmlische Wesen. Der Erde und ihren Sinnen entrückt und in den Himmel versetzt, gehen die Jünger Jesu ein in ihre Heimat, wenn sie ausgereift sind.

 

Dazu müssen wir aber erst wesenhaft mitgekreuzigt, mitbegraben, mit lebendig gemacht, mitauferstanden, mit ins himmlische Wesen verpflanzt sein, in himmlischer Welt leben. Der Formen spottet der Teufel, aber Wesen, ausgelebtes Christuswesen, ausgelebte Dogmatik, Glaubensstellung in Ethik übersetzt, das ist der Tod für den Feind. Und das ist, was er unter allen Umständen auch in unserem Leben aufhalten, verpfuschen oder als Karikatur hervorbringen will.

 

Paulus spricht in Philipper 3,19 von irdisch Gesinnten, d.h. solchen, deren Sinnesrichtung noch auf Irdisches geht. Sie gehören nicht wirklich zu den Überwindern, sie stehen noch unter dem Mondlicht (Offb. 12,11), der Anziehungskraft der Erde. Das Schwergewicht, das an die Erde bindet, ist: nicht "gelöst sein durch das Kreuz Christi". Ihre Sinnesrichtung in Furcht und Hoffnung wird noch bestimmt von der Erde.

 

Aber nur der Erde durch Christi Tod Entrückte können am Tage, wenn der Herr wiederkommt, entrückt werden. Nur Entrückte können entrückt werden. Solange die Erde, ihre Furcht oder ihre Hoffnungen, noch ihre Anziehungskraft auf uns ausübt und wir ihr nicht durchs Kreuz entrückt werden, so lange gehören wir nicht zu den Überwindern. Der Herr reißt uns nicht gewaltsam aus der Erde. Eine gewaltsame Umbildung des Leibes bei solchen, deren Sinn noch irdisch ist, ist nach der Lehre der Schrift nicht denkbar, sondern diese Umbildung wird still vorbereitet, "durch die wirksame Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich untertänig zu machen" (Phil. 3,21).

 

Die Entrückung ist kein Gewaltakt Gottes. Gott greift nicht souverän ein, wo das Blut Christi noch nicht gelöst und umgestaltet hat. Damit wäre Gott nicht vor der Hölle gerechtfertigt, und dass Gott gerechtfertigt sein will auch vor der Geisterwelt, sieht man aus dem Buch Hiob.

 

aus "Die Gnade ist erschienen" von Otto Stockmayer, Tag 18. April