Alfred Christlieb

aus "Deine Zeugnisse - mein ewiges Erbe"

Und Rahab knüpfte das rote Seil an das Fenster. Josua 2, 21

 

Das "rote Seil" der Errettung

 

An einem roten Seil hatte Rahab die Kundschafter über die Mauer gelassen. Die beiden Männer hatten ihr geschworen, sie soll samt ihrer ganzen Familie im Haus verschont werden, unter der Bedingung, dass das rote Seil weithin sichtbar von ihrem Haus herabhing. Würde das Seil fehlen, dann wollten sie ihres Eides entbunden sein. Rahab hatte nichts Eiligeres zu tun, als sofort das rote Seil an ihr Fenster zu knüpfen. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, damit zu warten, bis etwa die Israeliten vor den Toren der Festung stünden.

 

Wir armen Menschen gehen einem Tag des Gerichtes entgegen, der alles in Trümmer legen wird, worauf Menschen sich verlassen. Im Zorngericht des heiligen Gottes werden auch die Granitfelsen der eigenen Bravheit, Frömmigkeit und Gerechtigkeit vergehen wie Sandhaufen, in welche eine Wasserflut hineinfährt. Nur eins rettet uns im letzten Gericht: Christi Blutgerechtigkeit! Sie ist für uns, was das rote Seil für Rahab war. Wir dürfen uns nicht erst in der Todesstunde darum kümmern, ob dies Geheimnis der rettenden Gnade Gottes unlösbar mit uns verbunden ist.

 

Der württembergische Katechismus hat als erste Frage: Was soll eines jeden Menschen hier auf Erden vornehmste Sorge sein? Antwort: Dass er möge haben eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens.

 

Ja, das ist recht. Alles andere wird zuletzt bedeutungslos. Was nützten den festesten Palästen in Jericho ihre Fundamente aus Quadersteinen? Das "rote Seil" fehlte. Sie wurden zerstört, und ihre Bewohner büßten ihr Leben ein. 

 

So gibt es auch für uns am Tage des Zornes keine andere Rettung als die eine, dass die von Gott selber uns zugesprochene Gerechtigkeit Jesu Christi so unauflösbar mit uns verbunden ist, wie das rote Seil fest an dem Fenster der Rahab angeknüpft war.

 

Andacht zum 25. April