Otto Stockmayer

Wenn der Herr vom Himmel zu uns spricht

 

Sehet zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet! Denn so jene nicht entflohen sind, die ihn abwiesen, da er auf Erden redete, viel weniger wir, so wir den abweisen, der vom Himmel redet: dessen Stimme zu der Zeit die Erde bewegte, nun aber verheißt er und spricht: "Noch einmal will ich bewegen nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel." Hebräer 12,25-26

 

Wir gehen der Umwandlung von Himmel und Erde entgegen, dem neuen Himmel, der nicht verwandelt wird. Je stürmischer die Bewegungen auf unserer Erde werden, desto näher ist nach der Schrift die große Bewegung, von der der 26. Vers spricht: "Noch einmal will ich bewegen nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel."

 

Wir sind in die Zeit hineingetreten, wo alles in Bewegung gekommen ist hier unten. Die Kräfte der Erde bewegen sich, und in der Völkerwelt ist alles in Aufregung und kann nicht zur Ruhe kommen. Da müssen auch wir in Bewegung sein, in der Aufwärtsbewegung in die ganze Fülle Gottes hinein. Dazu ist nötig, dass wir handeln nach dem, was Vers 25 sagt: "Sehet zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet! Denn so jene nicht entflohen sind, die ihn abwiesen, da er auf Erden redete, viel weniger wir, so wir den abweisen, der vom Himmel redet." Es kann auch übersetzt werden: Gebt acht, dass ihr den, der da redet, nicht abweist!

 

Das Wort "abweist" oder "abwenden" kommt im 25. Vers zweimal vor. Sich abwenden ist die erste Bewegung unseres Herzens, wenn der Herr vom Himmel zu uns spricht und noch etwas Weltliches in uns verborgen ist und sich noch in uns betten kann. Das Wort Gottes findet uns da, wo wir nicht hingehören. Die Sünde will nicht aufgefunden sein, der Fluch unseres eigenen Wesens will nicht in seinen Schlupfwinkeln und Verstecken entdeckt sein. Man verbirgt sich wie Adam hinter den Bäumen des Gartens.

 

Auch Israel hat sich geweigert, die Stimme des Wortes zu hören, das am Sinai zu ihnen gesprochen wurde (Vers 19 und 20). Aber Israel stand im Alten Bund; sie mochten es nicht ertragen (Vers 20). Wir aber, wir Kinder des Neuen Bundes, wir sehen in diesen Versen unsere größere Verantwortung, entgegen der landläufigen Ansicht, dass die Gnade dazu da sei, im alten Wesen bleiben zu können, weil das Alte doch immer wieder durch die Gnade zugedeckt würde. Nein, der Herr redet vom Himmel her. Und was redet er? "Die Gnade ist erschienen und züchtigt uns, dass wir verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste." (Tit. 2,11).

 

Die Gnade ist nicht da, dass man desto mehr sündige, sündige auf Gnade hin. Das ist die Stellung der trägen, verrosteten Heiligen. Seien wir doch keine Heuchler, die erst den Herrn bitten, sich ihnen zu nahen, und dann sich doch von ihm abwenden! Nur wenn unser ganzes Wesen gebeugt ist vor Gott, wird es uns nie lästig, wenn er redet. Lernen wir ihm stillhalten, und öffnen wir ihm unser ganzes Wesen! Man kann sich auch weigern, ihn zu hören, wenn man nur mit halbem Ohr zuhört und gleich wieder mit seinen Gedanken bei der Welt ist. Oft machen es seine Erlösten noch so. Jene entgingen nicht, die ihn abwiesen, als er auf Sinai redete. Alles findet sich wieder: die Weltgeschichte ist das Weltgericht. So ist's auch im Leben der einzelnen .

 

So halte ihm denn still, teure Seele, und neige dein Ohr zu dem, der zu dir redet! Bedenke, die Verantwortung, die du hast dem gegenüber, der nicht vom Sinai, sondern vom Himmel herunter zu dir spricht!

 

aus "Die Gnade ist erschienen" von Otto Stockmayer, Tag 28. Dezember