Die Grundstellung des Glaubens

(Auszug aus "Strahlen von Kreuz und der Auferstehung" von O. Faust

„So sind wir mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“

Römer 6,4

 

Wer die Grundstellung des Glaubens eingenommen hat, verlernt es, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Es ist sehr gefährlich, sich selber den Puls zu fühlen oder das beim anderen zu tun.

Wir stehen noch auf schwankendem Boden, solange wir unser Heil in irgendeiner Weise von uns, unseren Erfahrungen oder unserem jeweiligen Zustand abhängig machen. Darum müssen die Grundlagen, die tragkräftig sind, außerhalb von uns selbst liegen, außerhalb unserer Natürlichkeit.

 

Diese Grundlagen sind Jesu Kreuzestod und Auferstehung. Wir haben den ewigen Felsen Christus, Er schwankt nie. Unsere Gefühlen wechseln. Er aber ist unveränderlich. Die Erlösung liegt außerhalb unserer Person und ist darum auch unabhängig von unseren Schwankungen. Sie bringt unser schwankendes, unruhiges Leben zur Ruhe. Glauben wir der Erlösung, ohne unser Herz, unseren Zustand oder unsere Erfahrungen zu Rate zu ziehen! Sie gibt uns Halt und Kraft.

 

In dieser Glaubenshaltung kann uns der Heilige Geist das Erlösungswerk völliger aufschließen und damit die Todes- und Lebenskräfte Christi für unser tägliches Leben flüssig machen. Tiefer in den Tod Christi eindringen, heißt: tiefer ins Gericht kommen und das Gericht des Kreuzes tiefer durchleben. Verlassen wir nie den Gerichtsboden, auf dem es uns immer deutlicher wird: An uns ist nichts Gutes. Wir sind schuld am Tode Jesu und nicht wert, dass wir leben.

 

Wer die inneren Schmerzen scheut, die mit dieser Erkenntnis zusammenhängen, wird nie die Kraft der tieferen Erlösung erfahren. Viele Menschen gehen noch darum kraftlos einher weil sie nur verstandesmäßig, ganz allgemein, zugeben, dass sie Sünder sind. Ihr Leben und Wesen wird nicht umgestaltet. Keiner kann als Erlöster auf dieser Erde wandeln, ohne sich den Schmerzen des Gerichts auszuliefern. Wer aber das Kreuz bejaht, erlebt die Kraft und Freude der Erlösung. In Kraft der Auferstehung geht er ein in die Schmerzen des Kreuzes und lässt sich scheiden von allem, was den Herrn nicht ehrt und preist.

 

Immer mehr öffnet sich uns der unausforschliche Reichtum Christi. Es geht von Kraft zu Kraft, von Sieg zu Sieg, von Freude zu Freude. Jeder, der in die Todesgemeinschaft mit Jesus eingeht, erfährt Auferstehungsherrlichkeit. Ein neugeborenes Gotteskind ist jedoch mit einem Kind zu vergleichen; das aus trostlosen, verkommensten Verhältnissen heraus plötzlich zum Erben eines prächtigen Schlosses wird. Es kann noch in keiner Weise den Reichtum seines herrlichen Erbes erfassen und würdigen. Nur auf einen kleinen Ausschnitt dieses Erbes sind ihm ein paar Lichtstrahlen gefallen. Wollen wir immer einem solchen Kinde gleichen? Wollen wir nicht lieber zum Mannesalter heranreifen, um schrittweise das uns geschenkte Erbe nun auch praktisch in Empfang zu nehmen?

 

Unausforschlich ist der Reichtum Christi (Epheser 3,8). Sollte es noch einen Tag in unserem Leben geben dürfen, an dem wir nicht tiefer in diesen Reichtum eindringen möchten? Jeder Tag und jede Lebensführung bieten uns reichlich Gelegenheit, tiefer in das Kreuz und reichlicher in die Herrlichkeit der Auferstehung zu gelangen. Unverwesliches Leben will uns erfüllen und die überschwengliche Größe Seiner Kraft an uns offenbaren (Epheser 1,18-21). Diese Lebenskraft stößt alles ab, wovon wir uns selbst niemals lösen könnten und bringt Befreiung und Entlastung für das müde Herz.

 

 

Es gibt keine größere Kraft in der Welt als die Auferstehungskraft Jesu. Durch den Glauben darf jeder von uns mit dieser gewaltigen und herrlichen Macht in Verbindung treten. Glaubend und ohnmächtig geben wir uns ihr hin und erleben, dass unser kleines Leben überschwenglich von ihr erfüllt wird. Wenn wir der Lebensmacht Jesu alles zutrauen, so wird sie alle Widerstände und Nöte in uns überwinden und sich aufs völligste bei uns durchsetzen.

 

Wie Jesus vor dem Leiden stand, hatte Er auch schon den Durchblick in die Herrlichkeit (Matthäus 20,17-19; Johannes 12,24-25). Er hat sich durch den ewigen Geist Gott geopfert. „So Er stirbt (Kreuz), bringt Er viele Frucht (Auferstehung).

 

 

Wer in diese Auferstehungsherrlichkeit hineinschaut, in dem erstirbt die Liebe zur Welt. Er lässt das Geringere fahren und vertraut sich mehr und mehr dieser Lebensmacht an, die nicht ruhen wird, bis sie uns zum Thron hinaufgebracht hat, wo der Sohn Gottes beim Vater ist (Offenbarung 3,21). Johannes 17,24: „Vater, ich will, dass, wo Ich bin, auch die bei Mir seien, die Du Mir gegeben hast.“ Von dieser Herrlichkeit soll aber schon hier auf Erden etwas offenbar werden. Jesus verlangt nach einer Gefolgschaft, die Seinen Reichtum der Welt kundtut und durch die Er weiterleben kann (Jesaja 53,10).