ALFRED CHRISTLIEB (1866 - 1934)

 

Pfarrer, * 26.2. 1866 in Friedrichshafen als Sohn des Pfarrers Theodor Christlieb, † 21.1. 1934 in Heidberg im Oberbergischen Kreis. -

 

Die väterlichen Ahnen waren seit einem Jahrhundert württembergische Pfarrer und Dekane. Sie stammten von einem Türkenknaben ab, der von Baden-Durlachischen Soldaten in Ungarn mitgenommen worden war und bei seiner Taufe den Namen Christlieb angenommen hatte. Christlieb besuchte das Gymnasium in Gütersloh und studierte in Basel, Bonn und Halle, wo er unter den gesegneten Einfluss von Martin Kähler kam.

 

1889 lag er während eines Manövers im Westerwald krank in einem Bauernhaus in der Nähe von Altenkirchen. Gläubige Männer des Dorfes besuchten ihn und verhalfen ihm zur Gewissheit der Gotteskindschaft. Nach seinem Examen war Christlieb Hauslehrer in Gütersloh und später theologischer Lehrer an der Evangelistenschule "Johanneum" in Barmen. Er wurde 1895 in Nümbrecht im Oberbergischen Kreis Hilfsprediger von Jakob Gerhard Engels und wirkte seit 1896 als Pfarrer im weltentlegenen Heidberg.

 

Christlieb war ein Mann der Stille und des Gebets. Seine Haushälterin sagte von ihm: "Wenn man all die Stunden, die unser Pastor im Gebet zugebracht hat, aneinanderreihen würde, so ergäbe das viele Jahre." Christlieb war als Schriftforscher ein "Schatzgräber Gottes": "Ich war einmal so ausgetrocknet und kam mir ganz leer vor. Während ich über die Halde ging, kam mir der Gedanke: Ist es bei den Bergleuten nicht so, dass sie, um das Blei zu

finden, erst viel Steine und Geröll wegschaffen müssen? Sollen wir Schatzgräber im göttlichen Wort es leichter haben? Ich kehrte in meine Studierstube zurück, schlug die Bibel auf und fand Stoff für sieben Predigten."

 

Christlieb war als Seelsorger und Vorsitzender des Pastorengebetsbundes vielen zum Segen. Ernst Modersohn schreibt: "Einer meiner ältesten Freunde, mit dem ich durch fast 40 Jahre verbunden war, war Alfred Christlieb. Ich bekenne es mit Dank, dass ich jedes mal, wenn ich mit ihm zusammentraf, einen persönlichen Segen empfangen habe." - Auf den Tersteegensruhkonferenzen in Essen und Mühlheim (Ruhr) und den Pastorengemeinschafts-konferenzen auf der Hohegrete bei Au an der Sieg diente Christlieb oft.

 

Friedrich Hauß, Väter der Christenheit, 1991, 337ff.


Text Rückseite des Andachtsbuches "Deine Zeugnisse - mein ewiges Erbe"

 

Eine Besonderheit der Schriftauslegung Alfred Christliebs ist die, dass sie eine Fülle von Lebensweisheit enthält, aber nicht in der Form trockener Belehrung; nein, alles tritt in lebendigen Beispielen vor unsere Augen. Da hören sogar Kinder zu! Alfred Christlieb sagte einmal: „lch muß einen lebendigen Menschen in der Bibel vor mir sehen. In den sinne ich mich hinein. Dann kann ich reden." So wurde er ein Helfer, ein Wegweiser, ein Mutmacher, ein echter Seelsorger. Und alles, was er weitergab, war für ihn selbst zuerst ein Gottesgeschenk. "lch habe Lust zu Deinen Zeugnissen, denn sie sind meine Ratsleute."

 

Alfred Christlieb wurde am 26.2.1866 in Friedrichshafen am Bodensee geboren. Als Zweijähriger zog er mit seinen Eltern nach Bonn, wohin sein Vater Theodor Christlieb als Professor der Praktischen Theologie berufen worden war. Später folgte ein Theologiestudium in Basel, Bonn und Halle (dort war er Hörer von Martin Kähler). 1889 starb sein geliebter Vater. Seine „Damaskusstunde" erlebte er durch den Dienst schlichter Christen aus dem Westerwald. Nach der zweiten theologischen Prüfung war er eine kurze Zeit Lehrer in der Evangelistenschule Johanneum in Barmen (einer Gründung seines Vaters). 1895 wurde er Hilfsprediger bei Pastor Jakob Gerhard Engels in Nümbrecht im Oberbergischen und 1896 erster Pfarrer der neugegründeten Kirchengemeinde Heidberg (Oberberg). Dort starb er nach 38jährigem Hirtendienst 22.1.1934. Als Konferenzredner und zu Bibelkursen wurde er in ganz Deutschland gerufen. (Verlagstext)