NEU aus 2016: Der alte Mann und die biblische Gemeinde - Teil II

Rolf Müller

Wie definiert die Bibel die Gemeinde Jesu? Wie stellen wir uns die Gemeinde Jesu vor? Der alte Mann hat im Wort Gottes viele Vergleiche gefunden.

Gemeinde ist der Leib Christi. Christus das Haupt, wir die Glieder. Gemeinde Jesu ist ein Organismus. Einer braucht den anderen. Jeder hat andere Gaben und Fähigkeiten. Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit.

Die Gemeinde Jesu wird mit einem Bau verglichen. Ein Bau erfordert einen Plan, einen Architekt, einen Baumeister. Die Gemeinde hat ein Fundament, lebendige Steine und den Eckstein Jesus Christus. Werkzeuge sind nötig, der Bau wächst. Die Fassade darf nichts übertünchen.

Weiter hat der alte Mann den Vergleich mit der Familie gefunden. In einer Familie gibt es Gaben und Aufgaben. In der Familie findet Erziehung statt. Familie bietet Geborgenheit, Sicherheit und Zusammenhalt. Es gibt Gespräche mit dem Vater und untereinander. In der Familie werden Kinder geboren. Man kann sich die Geschwister nicht aussuchen.

Einen weiteren Vergleich erkennt der alte Mann im Bild des Hirten mit seinen Schafen. Wenn die Schafe auf sich allein gestellt sind, sind  sie hilflos und dumm. Sie sind abhängig vom Hirten. Er behütet und bewahrt sie. Die Schafe erkennen die Stimme des Hirten und folgen ihm.

Auch das Bild vom Weinstock und den Reben möchte der alte Mann auf die Gemeinde beziehen. Es zeigt die Abhängigkeit der Gemeinde von ihrem Haupt, Christus. Die Rebe muss am Weinstock bleiben. Nur dann gibt es Wachstum, Nahrung, Verwurzelung, Reini-gung und Frucht.

Einen anderen Vergleich bietet die Ehe. Die Bibel spricht von Braut und Bräutigam und von der Brautgemeinde. Dem alten Mann fallen dabei die Begriffe Liebe, Treue, Hingabe, Vertrauen, Aufopferung, Unter-ordnung, Wertschätzung und Eins sein ein. Wenn die Beziehung nicht in Ordnung ist, ist die Gemeinde krank. Eine gesunde biblische Gemeinde wird nicht von großen Zahlen, sondern von Beziehungen geprägt. Jesus Christus selber baut seine Gemeinde.

Der alte Mann hat darüber nachgedacht, welche Merkmale eine biblische Gemeinde aufweist. Eine vollkommene Gemeinde wird es auf Erden nicht geben. Sie wird eine Gemeinde in Knechtsgestalt sein. Nach den Aussagen der Bibel sollten aber in einer Gemeinde die folgenden Kennzeichen vorhanden sein.

Die Leitung muss sich einig sein im Blick auf ein gemeinsames Ziel. Maßgebend muss sein, was Gottes Wort sagt. Man soll sich nicht über Dinge streiten, die nicht in der Bibel stehen. Es sollen von der Bibel keine Abstriche gemacht werden, es darf aber auch nichts hinzugefügt werden. Man muss denselben Glauben haben und miteinander beten und arbeiten können.

Die Anbetung darf nicht zu kurz kommen. Anbetung führt zur Bewunderung: „Das hat mein Gott gemacht!“ Anbetung macht klein und demütig. Gott ist groß, und ich bin klein. Unser Herr ist Jesus Christus, erweisen wir ihm die gebührende Ehre?

Die Ältesten einer Gemeinde dürfen nicht demokratisch gewählt werden. Es geht nicht um eine Mehrheitsentscheidung. Sie sollen eingesetzt werden unter Gebet. Auch der Herr Jesus hat seine Jünger unter Gebet erwählt. Gott schenkt Klarheit.

Ein Problem in der Gemeinde kann unbereinigte Sünde sein. Die Sünde wird nicht erkannt, man verdrängt sie. Man schiebt sie auf andere. Die Sünde muss erkannt, bekannt und vergeben werden. Unbereinigte Sünde belastet das Glaubensleben.

Der Leiter einer biblischen Gemeinde darf kein Allein-herrscher sein. Die Gemeinde stagniert bei einem Ein-Mann-System. Ein Leiter sollte inspirieren, nicht dominieren. Er sollte keinen Zwang ausüben.

Der alte Mann ist ergriffen, wenn er in Apostelgeschichte 20,27-38 liest, wie Paulus den Brüdern in Ephesus die Prinzipien seines Dienstes erklärt.

Gemeinde Jesu wird letzten Endes nicht von Menschen gebaut, sondern vom Herrn selber. Bei allen Mängeln und Fehlern, die der Gemeinde hier noch anhaften, ist sie doch eine Einrichtung des Himmels. Jesus Christus ist in seiner Gemeinde präsent. Durch ihn zeigt sich die Herrlichkeit der Gemeinde. Durch ihn wird die Fülle der Gnade und Wahrheit sichtbar. Er schenkt die Einheit im Herzen. Er schenkt das Eins sein in der Liebe. Er vertraut uns und ermutigt uns, das Evangelium weiter zu sagen. Er sendet uns. Er vertraut uns seine Gemeinde an. Er wird das gute Werk, das er angefangen hat, vollenden. Sind wir dankbar für die Brüder und Schwestern in der Gemeinde?

Der alte Mann möchte zum Schluss noch einen anderen Gesichtspunkt ansprechen. Auch wenn sich mancher das wünscht, Gemeinde Jesu ist noch keine triumphierende Gemeinde. „Wir sind noch in der Hütten, wir liegen noch zu Feld.“ Wir sind noch auf der Erde.

Die Gemeinde wird vom Feind Gottes angegriffen. Er versucht auf vielfältige Weise die Gemeinde zu zerstören. Entscheidend wird sein, ob wir auf dem Boden der Heiligen Schrift stehen. Die Gefährdung ist allgegenwärtig. Heute macht man gemeinsame Sache mit Irrlehrern und nennt es missionarisch. Abgrenzung wird als lieblos bezeichnet. Bibeltreue  Leute haben nicht nur die Welt gegen sich, sondern werden auch oft von den eigenen Glaubens-geschwistern ausgegrenzt.

Machen wir als Christen alles mit oder haben wir Mut zum Widerstand? Kapitulieren wir vor dem antichristlichen Geist? Ist es klüger, sich anzupassen?

Unser Auftrag heißt, dem Herrn Jesus und dem Wort Gottes treu zu bleiben. Da wollen und dürfen wir keine Abstriche machen. Wir brauchen als Gemeinde Jesu Mut zu einem klaren Zeugnis. Die Verheißung liegt auf der kleinen Herde. Der Herr steht auf unserer Seite. „Unverzagt und ohne Grauen, soll ein Christ, wo er ist, stets sich lassen schauen.“ Wir dürfen uns im guten Willen des Vaters geborgen wissen.

 

„Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl. Das macht die Seele still und friedevoll. Ist´s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh, Du weißt den Weg für mich, sei´s spät, sei´s früh.

Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit, dein Plan ist fertig schon und liegt bereit. Ich preise dich für deiner Liebe Macht, ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.

Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihm, kommst nie zu spät. Drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug. Du weißt den Weg für mich, das ist genug.

Hedwig von Redern.


Der alte Mann und die biblische Gemeinde. (Teil I)

Rolf Müller.

Der alte Mann vertraut der Bibel. Er weiß, die Bibel ist Gottes Wort. Die Bibel ist Wahrheit. Diese Wahrheit muss verkündigt werden. Es geht um die gesamte Botschaft. Keine Aspekte der Wahrheit dürfen zurückgehalten werden. Die Heiligkeit Gottes und sein Gericht müssen genauso gepredigt werden wie seine Liebe und Gnade. Wir dürfen nichts auslassen. 

Der alte Mann fürchtet sich nicht, Anstoß zu erregen. Satan ist erfinderisch, wenn es darum geht, Menschen zu täuschen und zu betrügen. Deshalb ist es Pflicht, soweit der Herr Erkenntnis geschenkt hat, zu warnen. Damit macht man sich oft nicht gerade beliebt. Aber wer nicht warnt, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig. Verführung beginnt meist schleichend und

 

unbemerkt. Jede Aushöhlung beginnt mit einzelnen Tropfen und kann am Ende gewaltige Ausmaße annehmen.

Der alte Mann möchte im Folgenden auf einige Prinzipien hinweisen. In manchen Gemeinden unterscheidet sich der Gottesdienst kaum von einer Unterhaltungsveranstaltung. Die Schrift wird auf den Kopf gestellt. Christlicher Gottes-       dienst ist oft ein Spiegelbild der Welt. Der Mensch und nicht Gott steht im Mittelpunkt. Heute sagt man: "Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist!" Sollte sie nicht in erster Linie für ihren Herrn da sein?

Heute heißt das Motto: "Sorgt für Unterhaltung und Kurzweil, damit auch die zu uns kommen, denen das Evangelium nicht genügt". Mit der guten Absicht, die Welt zu gewinnen, verwan-delt man die Gemeinde Gottes in einen Spielplatz. Die Grenzlinie zwischen Welt und Gemeinde wird beseitigt. Der Trend geht hin zur Weltförmigkeit. Entge-gen der Anweisung der Bibel ist man zusammengejocht mit den Ungläubigen.

Der alte Mann befürchtet, wir haben das Wort Gottes verloren. Nicht, dass wir die Bibel verloren hätten Es gibt genug Bibeln in Deutschland. Das Problem ist, dass wir nicht auf das Wort Gottes hören. Die Bibel bewirkt nichts bei uns. Viele Gemeinden haben sich still und leise von der Wahrheit der Schrift verabschiedet und sind damit bedeutungslos geworden. Sie nehmen die gesellschaft-   lichen Probleme wichtiger als die Anliegen Gottes. Aber damit Menschen zum Glauben kommen, ist es notwendig, dass sie das Wort Gottes hören. Der  Glaube kommt aus der Predigt, die Predigt aber aus dem Wort Gottes.

Der alte Mann merkt, dass auch das Gebet in manchen Gemeinden nicht die biblische Ausrichtung hat. Gott will, dass wir ihm vertrauen. Wir dürfen unser Herz vor ihm ausschütten und alles in seine guten Hände legen. "Dein Wille geschehe!" Gebet ist Ausdruck der persön-lichen Gemeinschaft mit Gott, die im Glauben besteht. Das Gebet ist nicht als Instrument gegeben, mit dem man irgend-welche Resultate erzielen kann. Der Satz: "Gebet verändert die Welt!" ist schlicht falsch. Nicht wir durchs Gebet, sondern Gott  ändert Dinge, wenn er es  will. "Aufgabe des Beters ist nicht, Gottes Pläne zu ändern, sondern ihn zu verherrlichen und für diese Pläne zu danken". Ist uns das beim Beten bewusst?

Der alte Mann weiß, dass wir oft versuchen, Gott bei der Erfüllung unserer Bitten etwas nachzuhelfen. Wir geben Gott Ratschläge, wie er es machen soll. Wir wollen unsere Anliegen so schnell wie möglich gelöst haben. Wir folgen Jesus nicht nach, sondern laufen ihm voraus. Das ist Kleinglaube. Vieles, was in der heutigen Gemeindearbeit getan wird, geschieht auf dieser Grundlage. Ist das dann wirklich Frucht des Geistes und Segen Gottes?

Dem alten Mann fällt auf, dass wir in einer Zeit der Inflation des Wortes leben. Das Wort hat einen geringen Kurswert gegenüber dem Bild. Das Bild beherrscht uns. Theologen bemängeln, die Gottesdienste seien zu "wortlastig". Der Mensch müsse mit allen Sinnen angesprochen werden. Man will die gesunde Lehre der Bibel nicht ertragen. Im Leben vieler Christen haben außergewöhn-liche Erlebnisse einen höheren Wirklichkeitswert als die Schrift. Viele glauben nicht mehr der Schrift, sondern stützen sich auf Erfahrungen. Das Wort wird beiseite gesetzt. Menschliche Aktivitäten und Programme lösen die Autorität der Bibel ab. Das Reich Gottes soll von den Christen jetzt schon auf Erden verwirklicht werden.

Der alte Mann fragt sich, ob wir als Gemeinde noch auf biblischem Boden stehen oder vom Zeitgeist geprägt sind? Was können wir tun? Die Bibel muss in unseren Reihen wieder höchste Priorität haben. Im Mittelpunkt der Predigt muss der gekreuzigte Christus stehen. Das Evangelium darf nicht so verdreht werden, dass es mit den Ansichten der Welt überein-stimmt. Die Bibel ist Gottes Wahrheit. Sie ist unduldsam Irrtümern gegenüber. Heute will man Einheit auf Kosten der Wahrheit bewerkstelligen. Damit stellen wir uns gegen Gott.  Wahrheit kann nicht mit Irrtum zu etwas Gutem kombiniert werden. Unser Auftrag ist, Gottes Wort zu bewahren. Anpassung an den Zeitgeist ist tödlich für die Gemeinde. Auf welchem Weg ist unsere Gemeinde? Ist sie erbaut auf dem Fundament Jesus Christus und auf der Lehre der Apostel? Alles hängt davon ab, ob wir Gottes Wort bewahren. Nur dann werden auch wir bewahrt in der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Weltkreis kommen wird.