Otto Stockmayer

Gehorsamsakt als Ausbildung in das Urbild Christi

 

Als Kinder des Gehorsams stellet euch nicht gleich wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet! - 1. Petrus 1,14

 

"Als Kinder des Gehorsams", die sich nicht nur am Wort ergötzen und bloße Eindrücke und Anregungen in Gottesdiensten und Versammlungen suchen, sondern denen es bei allem, was sie hören, darum zu tun ist, ihrem Herrn und Meister zu gehorchen, und die wissen, dass der Herr für alles, was er fordert, auch Gnade zum Aufnehmen und Verwerten bereithält - die nicht nur dann und wann gehorchen, sondern Kinder des Gehorsams sind, die gar nicht mehr anders können als gehorchen, weil sie in den Gehorsam hineingeboren sind, weil es ihre zweite Natur ist, Gott gehorsam und treu zu sein, die lieber sterben würden als Gott nicht gehorchen.

 

"Als Kinder des Gehorsams stellet euch - besser übersetzt: bildet euch...!" Man redet heutzutage viel von Ausbildung, und Eltern tun, was in ihren Kräften steht, um ihren Kindern eine tüchtige Ausbildung zu geben; wenn die Kinder aber vorher nicht eine gründliche sittliche Ausbildung genossen haben, so bringt die andere Ausbildung sie nur in Hochmut hinein, in Hoffart des Lebens und Ehrgeiz, und ihr Trachten geht dann je länger je mehr darauf hinaus, etwas vorstellen zu wollen.

 

"Kinder des Gehorsams!" - Durch jeden Gehorsamsakt bilden wir uns selbst - jeder Gehorsamsakt ist eine Ausbildung in das Urbild Christi hinein. Unser Körper ist in einem fortwährenden Verwandlungsprozeß begriffen. So ist auch unser innerer Mensch in einer fortwährenden Ausbildung begriffen durch alles, was er aufnimmt und abwehrt. Es heißt also wohl aufpassen, was man von anderen aufnimmt! Ein gesunder Organismus stößt ab, was ihm nicht taugt. Wo einmal die göttliche Natur in uns angesetzt hat und wir treu sind und über unserer inneren Ausbildung wachen, werden unsere geistlichen Sinne immer zarter, und der Geist Gottes gibt uns Macht über das, was entweder zu unserer Stärkung oder unserer Schwächung dient.

 

Es gilt das besonders für den Umgang mit unseren Mitmenschen; denn gerade da wird durch leichtsinniges Geschwätz viel Gottessame zertreten. Wo das der Fall ist, hört die sittliche Ausbildung auf, und der Mensch wird schwächer und immer schwächer; er nimmt ohne Filtrieren alle möglichen Eindrücke in sich auf, vor denen ihn der Geist Gottes anfangs gewarnt hat. Allmählich verliert er seine Zartheit dem Geist Gottes gegenüber, kommt in Gebundenheit und hat immer weniger Widerstandskraft-

 

 aus "Die Gnade ist erschienen" von Otto Stockmayer, 09. August 2023