Der alte Mann und die Gottesbegegnung.

 

Rolf Müller.

 

"Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!"

 

Diesen Satz hört der alte Mann oft, wenn Menschen erzählen, wie sie zum Glauben kamen. Und dann hat Gott sich ihnen gezeigt. Durch ein Gesicht, eine Stimme, eine Erschei-nung oder einen Traum. Ist das der biblische Weg oder ist es eine Anmaßung?

 

Das heutige Christentum hat sich verändert: vom Denken und Bekennen zum Fühlen und Spüren, vom Wort zum Bild. Auch das Gottesbild hat sich verändert. Statt "Herr Jesus", wie früher gesagt wurde, rutscht der Herr auf eine menschliche Ebene herab und wird zum Kumpel. "Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!".

 

Bei der Kreuzigung lästerten die Juden: "Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz!" (Markus 15, 29-32). Jesus Christus hat ihren Wunsch damals nicht erfüllt. Wären die Juden zum Glauben gekommen, wenn er es getan hätte? In Johannes 6,30 fragen die Juden den Herrn Jesus: "Was tust du denn für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?"  Das sagten sie, nachdem sie gerade die Speisung der 5000 miterlebt hatten. Sie wollten sehen! "Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!"

 

Jesus sagt: "Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben". (Johannes 20, 29).  Biblischer Glaube kommt aus dem Wort Gottes (Römer 1,16-17). Gott muss sich nicht zeigen, wenn wir es fordern. Gott muss uns seine Existenz nicht beweisen. Jeder vernünftige Mensch kann die Existenz Gottes an den Werken der Schöpfung erkennen  (Römer 1, 19 -20). "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes" (Psalm 19, 2). Warum sollte der Schöpfer Himmels und der Erde sich von Menschen vorschreiben lassen, was er zu tun hat?

 

"Gott, wenn es dich gibt, zeige dich!" Gott hat sich längst gezeigt. Er redet zu uns durch sein Wort. "Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn." (Hebräer 1, 1-2). Dem alten Mann fällt auf, dass der moderne Mensch Gott erleben will, nach dem Motto: "Spürst du Gott schon oder liest du noch die Bibel?" (Ein Titel von Thorsten Brenscheidt).

 

Die Heilige Schrift genügt dem modernen Menschen nicht. Bib-      lischer Glaube entsteht aber nicht dadurch, dass Gott sich uns in einer besonderen Offenbarung zeigt, sondern durch das Verstehen des Wortes Gottes. "Dein Wort ist die Wahrheit" (Johannes 17,17). Gottes Wort bewirkt den Glauben (Johannes 20,31). Der echte Glaube orientiert sich an der Heiligen Schrift. Es ist gefährlich, den Boden der Schrift zu verlassen. Das Wort Gottes ist der einzig gültige und verlässliche Maßstab im Glauben und im Leben. Der alte Mann steht nun schon 65 Jahre in der Nachfolge Jesu. Er kam als junger Mensch bei einer Evangelisation zum Glauben. Gott hat ihm durch sein Wort das Herz aufgetan und Glauben geschenkt. Der alte Mann hat nie verlangt: "Gott, wenn es dich gibt, dann zeige dich!" Er hat nie eine sichtbare, außerbiblische Gottes-Begegnung gehabt. Er hat seinen Glauben auf Gottes Wort gegründet. Und dieser Glaube hat die Zeiten überdauert. "Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht" (Hebräer 11,1). "Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen" (2. Korinther 5,7).

 

 

 

Es ist ein Wort ergangen,                          

das geht nun fort und fort              

und stillt der Welt Verlangen          

wie sonst kein ander Wort.  

           

Das Wort hat Gott gesprochen       

hinein in diese Zeit.                           

Es ist hereingebrochen                   

im  Wort  die  Ewigkeit.

 

 

 

Du Wort ob allen Worten,              

du Wort aus Gottes Mund,              

lauf, und an allen Orten                  

mach Gottes Namen kund. 

             

Künd auf der ganzen Erde,           

dass Gott ihr Herre sei,                   

damit sie Gottes werde                   

und andrer Herren frei.

 

 

Arno Pötzsch.